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Interview mit Peter Kerckhofs, EBR-Koordinator der EMCEF

FotoFotoFrage: Wie viele Europäische Betriebsräte werden unter dem Dach der Europäischen Förderation der Bergbau-, Chemie- und Energiegewerkschaften (EMCEF) koordiniert?

Kerckhofs: In knapp 200 der ca. 440 Unternehmen, die einen EBR bilden könnten, besteht ein solches Gremium. Ursprünglich gab es einmal 220 EBR-Vereinbarungen in unserem Sektor. Die Differenz ist durch Fusionen oder Übernahmen wie bei Kappa und Smurfit sowie Teilungen von Firmen wie bei Bayer und Lanxess entstanden.

Frage: Was haben Sie sich zum Ziel ihrer Arbeit bei EMCEF gesetzt?

Kerckhofs: Wir wollen bei EMCEF die EBR-Koordinierung intensivieren und weiterentwickeln. Dazu haben wir einen Aktionsplan mit verschiedenen Dimensionen erstellt.

Frage: Was ist darunter zu verstehen?

Kerckhofs: Zunächst soll bis Sommer 2006 eine Ist-Übersicht erstellt werden, um weitere Kooperationsmöglichkeiten zu identifizieren. Gemeinsam mit dem TRACE-Projekt des Europäischen Gewerkschaftsinstituts (ETUI-REHS) organisieren wir zwei Seminare zu transnationalen Restrukturierungen sowie zu EBR-Neugründungen. Dabei werden zum einen die Herausforderungen für die EBR-Arbeit und deren Folgen bzw. Handlungsmöglichkeiten beleuchtet. Was passiert etwa bei Fusionen oder SE-Gründungen, bei Restrukturierung, Schließung, Verlagerung und Massenentlassungen? Zum anderen wollen wir die Verfahrensweisen und die Rollen der beteiligten Akteure klären. Bei allen unseren Vorhaben dienen unser Intranet und die darin erstellte Datenbank als Kommunikationsinstrumente.

Frage: Wie funktioniert die EBR-Betreuung bei EMCEF?

Kerckhofs: Im Prinzip betreuen wir die nationalen Gewerkschaftssekretäre. Wir wollen einen systematischen Ansatz zur Koordinierung verfolgen, um Unterstützung zu verstärken und zu erleichtern. Im Juni 2006 wird es eine erste Auswertung der Verfahrensweise geben und man wird schauen, wie einige Elemente verändert oder justiert werden müssen.

Frage: Was beinhaltet der systematische Ansatz?

Kerckhofs: Unsere Aktionslinien sind einerseits bilateral. Manche Probleme sind so spezifisch, daß sie sich nicht einfach verallgemeinern lassen. Es braucht Zeit, man muß sich kennenlernen und Vertrauen schaffen. Andererseits hat unser EBR-Komitee eine Doppelfunktion. Es soll eine Lösungsstruktur bieten, mit der spezielle Probleme angegangen werden können und eine Brückenfunktion zwischen dem Aktionsplan und den individuellen Problemen übernehmen, aber auch bereits vorhandenes Wissen bündeln und nutzen. Ein weiterer Punkt ist für mich die Teambildung, die daraus entsteht.

Frage: Können Sie ein konkretes Beispiel benennen?

Kerckhofs: Das Domino-Prinzip, das wir einführen werden. Ähnlich wie beim Dominospiel kann man einerseits passende Teile zueinander bringen, anderseits aber auch die Dominosteine so aufstellen, daß sie ihre Energie weitergeben. Einige der "alten Füchse" werden in den kommenden Jahren in Ruhestand gehen. Das Wissen und die Erfahrungen dieser Leute sind Kompetenzen, die wir nicht einfach verlieren wollen. Durch regionale Patenschaften zwischen alten und neuen EBR-Mitgliedern können die besagten Kompetenzen weitergegeben werden.

Peter Kerckhofs (36) ist seit Oktober 2005 EBR-Koordinator bei der Europäischen Förderation der Bergbau-, Chemie- und Energiegewerkschaften (EMCEF) in Brüssel. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Europäischen Gewerkschaftsinstituts, wo er u.a. die Datenbank für Europäische Betriebsräte erstellt hatte.

Das Interview führte Kathleen Kollewe am 13. Januar 2006 in Brüssel.



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