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Interview mit Manfred Monjé, Sekretär des EBR bei Hilton

FotoFotoFrage: Kam die Übernahme durch Blackstone für die Betriebsräte überraschend?

Monjé: Wir hatten mit sowas überhaupt nicht gerechnet, auch für das europäische Management kam es überraschend. Wir hatten im Februar 2007 ein Vorbereitungstreffen der deutschen EBR-Mitglieder, denn die reguläre EBR-Sitzung war für März/April 2007 anberaumt. Die wurde jedoch abgesagt, weil die Europaleitung nach der Abwicklung des Verkaufs von Scandic noch etwas Zeit brauchte, um die neuen Rechtsverhältnisse zu prüfen. Zwischen Mai und Juni 2007 trat dann eine merkwürdige Stille ein, die jedoch nie und nimmer auf einen derartigen Paukenschlag hindeutete wie es eine Blackstone-Übernahme darstellt.

Frage: Wie hat sich der EBR verhalten?

Monjé: Der EBR war sicher nicht im Fokus des Managements. Und die EBR-Vereinbarung hat uns da auch nicht viele Handlungsmöglichkeiten gegeben. Zwischenzeitlich hatte ich mich mehrfach um ein Treffen des Lenkungsausschusses als auch um eine außerordentliche EBR-Sitzung bemüht, alles jedoch vergeblich. Es gab keinerlei Informationen und das Management traf praktisch keine Entscheidungen mehr, bis die Transaktion abgewickelt war. Uns fehlte ein kompetenter Ansprechpartner.

Frage: Welche Strategie verfolgt der neue Eigentümer?

Monjé: Für Blackstone geht es um Expansion und Wertsteigerung seiner Beteiligung, Hilton ist dagegen erst einmal mit immensen Schulden belastet. Der hohe Kaufpreis läßt sich über das operative Geschäft nicht erwirtschaften, denn alle Einsparpotentiale in den Hotels vor Ort sind bereits ausgeschöpft. Es sieht so aus, daß die gesamte Tourismusbranche im Visier von Private-Equity-Kapital ist und dies sicher nicht der letzte Deal dieser Art war. Zukunftsmärkte eben !!!

Frage: Was sollen Betriebsräte tun?

Monjé: Wir können bei der schnellen Abfolge von Finanztransaktionen kaum noch mithalten. Betriebsräte müssen sich meiner Meinung nach sachlich mit der Materie auseinandersetzen und versuchen, Einfluß zu nehmen - im Sinne von Beschäftigung und Beschäftigten. Ich habe vor einigen Tagen an einem Seminar für Europäische Betriebsräte aus der Tourismusbranche teilgenommen, wo der Umgang mit Finanzinvestoren eine große Rolle spielte. Es ist Aufgabe der Gewerkschaften, den Europäischen Betriebsräten hier geeignete Werkzeuge an die Hand zu geben. Hilfreich sind auch Informationsportale im Internet, wie sie von den europäischen Gewerkschaften im Tourismus gerade entwickelt werden.


Manfred Monjé ist Betriebsratsvorsitzender im Hilton Hotel Mainz und Mitglied der Gewerkschaft NGG. Er gehört dem EBR seit 1996 an und hat 1997 die Aufgabe des Sekretärs (= Sprecher der Arbeitnehmerseite) übernommen. Der Vorsitz liegt beim Arbeitgeber.


Das Interview führte Werner Altmeyer am 30. Oktober 2007.



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